Mit Papageien leben

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Papageien - immer mindestens zu zweien!

Wenn man Tiere erfolgreich halten will, sollte man sich stets daran orientieren, wie ihre wild lebenden Verwandten leben. Dies betrifft nicht nur ihre Ernährung und Unterbringung, sondern auch ihr soziales Verhalten, um das es in diesem Abschnitt gehen soll.

Alle Papageienvögel leben in der Natur in großen Schwärmen, kleineren Gruppen, Familienverbänden oder zumindest als Paar zusammen. Dies verschafft ihnen viele Vorteile bei der Nahrungssuche und dient als Schutz gegen Angreifer. Darüber hinaus haben sie alle ein großes Bedürfnis nach sozialen Kontakten mit ihresgleichen, dazu gehören Rufkontake, gemeinsame Unternehmungen, soziale Gefiederpflege, den Partner kraulen und füttern, gemeinsames Spiel und vieles mehr. Soziale Kontakte mit Artgenossen sind ein Grundbedürfnis für Papageien (für Menschen übrigens auch), wir dürfen sie ihnen nicht verwehren.

Ein Papagei ist kein Papagei

Ein abgedroschener Spruch, der dennoch so viel Wahrheit enthält.

Warum wollen wir Papageien halten?
Weil sie etwas Besonderes, Exotisches sind, weil sie toll aussehen, weil sie intelligente Tiere sind, weil sie so putzig, so süß, so anhänglich sind, weil sie anders als Hund und Katz sind, usw. Solche Begründungen hört man oft und sie sind alle richtig, nur darf man darüber nicht vergessen, dass sie in der Tat anders sind als Hund und Katz. Papageien sind keine Haustiere mit einer jahrtausendelangen Vergangenheit als Begleiter des Menschen, sie sind Wildtiere!

Unsere Papageien sind heutzutage bis auf wenige sehr alte Vögel alle in Menschenobhut geschlüpft, aber sie werden und wurden nie nach Kriterien gezüchtet, die sie für das Leben beim Menschen besonders geeignet machen würden. Sie konnten sich die Ursprünglichkeit ihrer wilden Verwandten bewahren und gerade das ist es, was ihren besonderen Reiz ausmacht.

Wenn wir diesem Reiz, ein exotisches Wildtier halten zu wollen, erliegen, überlegen wir uns sicherlich auch, wie wir seinen Ansprüchen so gut wie möglich gerecht werden können, damit er glücklich ist und gesund bleibt. Können wir erwarten, dass ein solches Tier allein, ohne Artgenossen, unter Menschen glücklich ist? Die Antwort ist ein klares Nein. Egal, wie viel Zeit wir mit dem Papagei verbringen, wir werden dadurch nicht zum Papagei und der Vogel wird nicht zum gefiederten Kind.

Ein allein gehaltener Papagei mag sich zwar seinen Lebensumständen anpassen, aber er kann einen wichtigen Teil seiner natürlichen Verhaltensweisen nie ausleben, er verkümmert psychisch. Eigentlich ist er gar kein richtiger Papagei mehr, so vieles, was sein Wesen ausmacht, liegt brach.
Ein Papagei ist kein Papagei.

Viele der allein gehaltenen Papageien entwickeln Verhaltensauffälligkeiten, die in der Natur nicht vorkommen. Manche machen Geschrei, sobald die Bezugsperson außer Sichtweite ist, manche beißen andere Familienmitglieder oder auch die Bezugsperson, viele fangen an, sich die Federn zu rupfen. Eine paarweise Haltung ist zwar keine Garantie dafür, dass Papageien keine Verhaltensauffälligkeiten entwickeln, aber sozusagen die halbe Miete, eine wichtige Voraussetzung für ihre psychische Gesundheit.

Die rechtliche Seite:

Das deutsche Tierschutzgesetz besagt in § 2:

Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,
1. muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen,
2. darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden,
3. muss über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen.

Zur Durchführung des Tierschutzgesetzes wird im Hinblick auf Papageien das
Gutachten über die Mindestanforderungen an die Haltung von Papageien herangezogen, in dem es heißt:

Papageien leben bis auf Ausnahmen paarweise oder in Gruppen. Sie sind grundsätzlich auch in der Obhut des Menschen so zu halten. Ausgenommen sind unverträgliche und derzeit vorhandene, nur auf Menschen geprägte sowie kranke oder verletzte Vögel. Zukünftig ist beim Verkauf von Papageien auf die erforderliche Paarhaltung hinzuweisen, und sie sind deshalb in der Regel nur zu zweit abzugeben. Jungvögel sollten so aufgezogen werden, dass sie artgeprägt sind.

Ja aber...
Die immer wieder vorgebrachten Bedenken und Gegenargumente

Mein Papagei ist eine Handaufzucht, er kennt nur Menschen und keine anderen Papageien.
• Mein Papagei ist schon 30 Jahre alt und wurde immer einzeln gehalten.

Dies kann, muss aber nicht, die Vergesellschaftung mit einem artgleichen gegengeschlechtlichen Vogel schwieriger machen. Wenn man es richtig angeht und Geduld hat, klappt es in der Regel. Lassen Sie sich fachkundig beraten.

Ich habe schon versucht, ihm/ihr eine Partnerin bzw. Partner zu geben, das hat nicht funktioniert, die haben sich nur gezofft. Meiner akzeptiert keinen anderen Vogel.

Die Gründe dafür, dass eine Vergesellschaftung scheitert, können vielfältig sein, zu vielfältig, als dass wir an dieser Stelle näher darauf eingehen könnten. Es passiert jedoch sehr selten, dass ein Papagei wirklich nicht vergesellschaftet werden kann.
Lassen Sie sich fachkundig beraten und versuchen Sie es erneut.

Mein Papagei hat eine Behinderung (z. B. Flugunfähigkeit)

Natürlich kann und soll er trotzdem einen Partner haben. Behinderungen sind kein Ausschlussgrund, die Suche nach einem geeigneten Partner muss natürlich besonders sorgsam erfolgen.

Ich habe Angst, dass mein Papagei nicht mehr so zahm und kuschelig ist, wenn er einen Partner hat.

Dafür haben Sie dann zwei Vögel, die Spaß und gemeinsames Spiel mit Ihnen lieben. Sie können sich daran freuen, wie sich die beiden Papageien miteinander beschäftigen und zusammen spielen, Sie sehen jetzt viel mehr "Papagei" (wollten Sie nicht das Besondere, Exotische?) als zuvor. Und Sie können problemlos und ohne Gewissensbisse ein paar Stunden außer Haus gehen.
Zahm bleibt Ihr erster Papagei und zahm wird auch der zweite, wenn Sie Geduld haben und mit beiden regelmäßig trainieren. Das bisherige Abhängigkeitsverhältnis wird sich wandeln zu einem mehr partnerschaftlichen Verhältnis, so ähnlich, wie wenn Menschenkinder erwachsen werden und ihre eigenen Wege gehen, aber dennoch ihre Familie schätzen.

Fachkundige Beratung

In der Facebook-Gruppe Papageienberatung werden Sie gut und neutral beraten, wenn Sie Fragen zur Vergesellschaftung bzw. Verpaarung Ihres Einzelvogels haben.

Sie erfahren, worauf Sie achten müssen, wenn Sie einen Abgabevogel aufnehmen wollen (Gesundheitsnachweis, erforderliche Papiere, Anmeldung bei der Behörde, usw.) und dass man bei Abgabeanzeigen in Anzeigenportalen besonders vorsichtig sein muss, damit man keinem Betrüger aufsitzt.
Auch in allen anderen Fragen rund um die Papageienhaltung werden Sie in dieser Gruppe gut beraten.

Facebook untersagt den Handel mit Papageien und leider auch die kostenlose Vermittlung von Abgabevögeln von Privat. Das Teilen und Einstellen von Vögeln aus Tierheimen, Tierschutzorganisationen oder eingetragenen Vereinen ist jedoch weiterhin erlaubt. Deshalb arbeitet die Gruppe mit dem Verein Federnhilfe e.V. zusammen.

Papagei gesucht? Gib Abgabetieren eine neue Chance!

Zur Webseite des Vereins Federnhilfe e.V. 

 

So sehen glückliche Papageien aus:

Video © Michael Harke

Glücklich mit Partner

Lesen Sie hier Berichte von erfolgreichen Vergesellschaftungen:

Zwei Gelbbrustaras finden ihr Glück

von Jeanette Schrönghammer

Die 4-jährige flugunfähige Koko und der bislang allein gehaltene 14-jährige Bobby verstanden sich auf Anhieb.
Zur Bildergeschichte (PDF-Datei)

Paco und Mausi - ihr erstes Jahr zusammen

von Maggie Diderich

Die 9-jährige Amazone Mausi, Handaufzucht ab Ei und bisher allein gehalten und der 8-jährige Paco aus dem Tierheim lernen miteinander, wie schön es zu zweit ist.
Zur Bildergeschichte (PDF-Datei)

Der einbeinige Alfons und seine Lisel

von Brigitte Siebler

Die 16-jährige männliche Gelbscheitelamazone Alfons hat nur ein Beinchen und wird mit der 8-jährigen Mülleramazone Lisel zusammengeführt. Beide sind ABV-positiv. Nach nur 3 Monaten kraulen sie sich gegenseitig.
Hier geht es zur Bildergeschichte der Beiden (PDF-Datei)

Willy und Schnattchen. Zwei Graupapageien verstehen sich auf Anhieb

von Nancy Steuer

Schnattchen, 4 Jahre alt, sollte nicht länger allein bleiben. Der 8-jährige Willy suchte eine neue Bleibe und zieht zu Schnattchen um, beide Vögel verstehen sich sofort und sind in kürzester Zeit ein Paar.
Zur Bildergeschichte (PDF-Datei)

Die Mutmach-Geschichte

von Femke Winter

Bei Mohrenkopfdame Rudi und dem nacktgerupften 25-jährigen Konrad, der noch nie eine Partnerin hatte, war es Liebe auf den ersten Blick. Auch die beiden flugunfähigen Edelpapageien Dorle und Mulder wurden sofort zusammengesetzt, schwatzen miteinander und kommen sich langsam näher.
Zur Bildergeschichte (PDF-Datei)

Aus sechs allein lebenden Papageien werden drei Paare

von Astrid Timm

Innerhalb eines Jahres konnten sechs Papageien aus Notaufnahmen und Abgaben in kurzer Zeit erfolgreich vergesellschaftet werden: Blaukopfsittiche, Graupapageien und Amazonen.
Zur Bildergeschichte (PDF-Datei)