Mit Papageien leben

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Papageienberater, Papageientrainer gesucht:
Trau, schau, wem!

Papageienhaltung ist nicht so einfach, wenn man Wert darauf legt, dass sich der Vogel wohl fühlt, gesund bleibt, keine Verhaltensauffälligkeiten entwickelt und Mensch und Papagei friedlich zusammenleben können. So mancher Halter ist mitunter der Verzweiflung nahe, wenn der Papagei sich einfach nicht so verhalten will, wie man es sich wünscht, bzw. Dinge tut, die kaum tolerierbar sind, wie z. B. Schreien oder Beißen.

Dann wird häufig in Internetforen und sozialen Netzwerken Rat und Hilfe gesucht, jedoch sind die Ratschläge dort meistens oberflächlich, widersprüchlich, treffen oft nicht den Kern des Problems, kurz: sind wenig hilfreich.

Papageienberater gesucht?

Grundlagen der Papageienhaltung

So mancher sucht auch nach einem/einer Papageien-Verhaltensberater/in, der/die kostenpflichtige Hilfe und/oder Seminare anbietet. Aber an wen soll man sich wenden? Wer ist gut, wer wird einem wirklich helfen können?

Oberstes Ziel eines jeden Papageienberaters sollte es sein, zum Wohle des Tiers beizutragen, indem er den Halter in den Punkten berät und schult, in denen er Defizite erkennt, siehe Grafik. Dies setzt Grundkenntnisse im Punkt Gesundheit, gute Kenntnisse über die Biologie der Vögel und umfangreiche Kenntnisse in der angewandten Verhaltensanalyse voraus.
Zu helfen oder wenigstens nicht zu schaden, das sollte das oberste Gebot für jeden Berater sein!

Ich beobachte die Angebote und Äußerungen der in Deutschland tätigen kommerziellen Berater schon lange und zum Teil lese und erfahre ich Dinge, die ich einfach nur erschütternd finde:
Für sich aggressiv verhaltende Papageien wird nicht nur das Stutzen von Papageien zu Therapiezwecken empfohlen, damit der Vogel den Halter nicht mehr anfliegen kann, nein, es geht noch schlimmer: sogar Kastration als Therapie gegen sexuell bedingtes Aggressionsverhalten wird empfohlen. Beides ist nicht nur unethisch, sondern im Falle von Kastration auch ein höchst risikoreicher operativer Eingriff, der u. U. noch nicht einmal erfolgreich gegen besagtes natürliches Verhalten hilft. Wenn derartige Empfehlungen kein Armutszeugnis für einen professionellen Berater sind! Er sollte ganz andere Möglichkeiten kennen und dem Halter vermitteln können, die dem Papagei keinen Schaden zufügen.

Es gibt durchaus Personen, die sich Berater nennen, ohne eine Vor- oder Ausbildung nachweisen zu können, die sie auch nur annähernd als Papageienberater qualifizieren würde. Es ist ja nicht schwer, dem recht unerfahrenen Papageienbesitzer etwas zu erzählen, was für ihn neu ist. Andere wiederum verlangen Stundenhonorare, für die ein Durchschnittsverdiener 10 Stunden arbeiten muss.

Mitunter habe ich so meine Zweifel, ob es überhaupt darum geht,

oder ob diese Ziele nicht des öfteren zugunsten des wirtschaftlichen Erfolgs des Beraters zurücktreten müssen.

Papageienberater ist kein anerkannter Beruf

Man sollte wissen, dass Papageienberater kein anerkannter Beruf ist und es in Deutschland auch keine Organisation für Papageienberater oder -trainer gibt, die Richtlinien erarbeitet, nach denen gearbeitet werden soll. Mit anderen Worten, jeder darf sich Papageien-Verhaltensberater nennen und kostenpflichtige Dienste anbieten, ohne dass er/sie jemals irgendeine Qualifikation nachweisen musste. Genau das passiert (nicht nur) in Deutschland zur Zeit in zunehmendem Maße.

Von jemandem, der kostenpflichtige Beratung bzw. Seminare zur Lösung von Verhaltensproblemen oder auch nur zum richtigen Umgang mit dem Papagei anbietet, würde ich erwarten, dass er ein fundiertes Wissen über modernes Tiertraining, d.h. in der Angewandten Verhaltensanalyse, hat, sowie Trainingserfahrungen mit einer Vielzahl von Papageien. Außerdem gehören gute Kenntnisse in der Biologie der Vögel, über Ernährung, Unterbringung, Enrichment, gesetzliche Bestimmungen, usw. dazu.

Um Kurse und Beratung anzubieten, genügt es nicht, mit den eigenen zwei oder vier Papageien ein wenig trainiert zu haben. Es genügt nicht, für Halter bestimmte Kurse, Workshops oder Seminare besucht zu haben, es ist tieferes theoretisches Wissen erforderlich. Mit den eigenen Vögeln zu arbeiten, ist eine Sache, fremde Vögel, deren Lebensumstände und deren Halter richtig zu beurteilen und die individuelle Beratung genau darauf abzustimmen, ist etwas ganz anderes.

Ihr künftiger Berater bzw. Trainer sollte bereits auf seiner Homepage angegeben haben, welche Ausbildung er absolviert hat, die ihn befähigt, als Berater tätig zu sein. Hierzu gehören insbesondere Aus- und Weiterbildungen, die das moderne, auf der angewandten Verhaltensanalyse basierende Tiertraining betreffen. Ist das nicht der Fall, scheuen Sie sich nicht, danach zu fragen! Die Mitgliedschaft in einer der internationalen Trainer-Organisationen sagt nicht unbedingt etwas über den Wissensstand und die ethischen Einstellung aus.

Sie als ratsuchender Halter

wissen, dass eine professionelle Beratung bezahlt werden muss, denn es ist eine Dienstleistung, die, wenn sie gut gemacht wird, sehr hilfreich sein kann, wenn es um schwerwiegende Probleme mit den Papageien geht. Allerdings müssen Sie sich darüber im Klaren sein, dass auch der beste Berater keinen Zauberspruch kennt, mit dem sich ein Papagei, der das Falsche (Beißen, Schreien, usw.) gelernt hat, zurück auf Null stellen lässt! Das Verhalten eines Vogels zu ändern, erfordert viel Selbstdisziplin und systematische und geduldige Arbeit! Arbeit, die Ihnen als Halter zufällt. Sie als Halter sind auch der Trainer Ihrer Papageien. Sie wollen mit Ihren Papageien auf Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, friedlich und vertrauensvoll zusammenleben. Würde es sich dafür nicht lohnen, sich selbst mit den wichtigsten Grundkenntnissen über Verhalten und Lernen vertraut zu machen, um unerwünschte Verhaltensweisen zu ändern oder gar nicht erst entstehen zu lassen?

Sie haben die Wahl, entweder viel Geld auf den Tisch zu legen und dennoch eventuell unrichtige oder unethische Empfehlungen zu bekommen oder selbst zu lernen, welchen Naturgesetzen das Verhalten und Lernen ihres Vogels folgt. So schwer ist das nicht. Bücher und Artikel im Internet, die von qualifizierten Fachleuten geschrieben wurden, gibt es durchaus.

Auf dieser Webseite finden Sie viele von anerkannten Fachleuten verfasste Artikel.

Eine gute Wahl, um sich mit den Grundlagen des Verhaltens, Lernens und Trainings vertraut zu machen, ist unser Buch: "Warum tut mein Papagei das?"

In der Facebook-Gruppe Papageienberatung finden Sie auch gute Information zu allen Fragen rund um die Papageienhaltung. Man ist dort sehr bemüht und berät natürlich kostenlos.

Wenn Sie dennoch kommerzielle Beratung in Anspruch nehmen wollen, ja, es gibt sie, die guten Berater/innen, die ihre Empfehlungen genau auf den individuellen Fall, die Vögel und Halter abstimmen, aber es sind nur sehr wenige in Deutschland. Der Artikel "Die Top 10 Verhaltensweisen der Tiertrainingsexperten" mag Ihnen bei der Beurteilung der Qualifikation des ins Auge gefassten Beraters hilfreich sein. Das Wohlergehen des Tiers sollte immer an erster Stelle stehen, denn wenn es dem Tier gut geht, halten sich auch seine möglicherweise problematische Verhaltensweisen in Grenzen.

Hinweis:
Vogelecke.de bietet Hilfe zur Selbsthilfe an. Dazu gehört unser Buch im PDF-Format "Warum tut mein Papagei das?" Es ist eine Einführung in die Welt des Verhaltens, Lernens und Trainings und sozusagen ein Selbstlernkurs, der Ihnen helfen wird, das (Problem)verhalten Ihrer Papageien richtig einzuschätzen und zu ändern. Dazu gehören ebenfalls die zahlreichen hier veröffentlichten Beiträge von Fachleuten.
Den Absolventen des früheren Kurses "Warum tut der Papagei das?" und den Lesern meines Buchs helfe ich gerne mit weiteren Tipps und Ratschlägen. Eine kommerzielle individuelle Beratung wird jedoch nicht angeboten.